Man kann nicht nicht kommunizieren
Paul Watzlawick
Tribut an einen Kommunikationswissenschaftler mit Kultstatus
Nach vielen Jahren Erfahrung im Bereich der Corporate Communication ist es mir ein Anliegen, an dieser Stelle Paul Watzlawick, dem österreichischen Philosophen, Psychotherapeuten und Kommunikationswissenschaftler (* 25. Juli 1921 in Villach, Kärnten; † 31. März 2007 in Palo Alto, Kalifornien) Tribut zu zollen. Es sind nicht nur seine Erkenntnisse des kommunikativen Handelns, sondern vor allem auch sein humorvoller Blick auf mögliche und unmögliche kommunikative Situationen, die mich immer wieder inspirierten und den Weg gewiesen haben. Will man Impact verstehen, muss man kommunikative Handlungen bewusst machen und verstehen.
Geschichten und Paradoxien wie Koans
Verscheuchte Elefanten
Paul Watzlawick erklärte seine Thesen gern in Paradoxien und kleinen Geschichten, exemplarisch diese hier:
„Ein Mann klatscht alle zehn Sekunden in die Hände. Nach dem Grund für dieses merkwürdige Verhalten befragt, erklärt er: ‚Um die Elefanten zu verscheuchen.’ Auf den Hinweis, es gebe hier doch gar keine Elefanten, antwortet der Mann: ‚Na, also! Sehen Sie?’“
Auch aufgelesen:
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.
In der Wahl seiner Eltern kann man nicht vorsichtig genug sein.
Für den Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick erschaffen wir unsere Realität durch Sprache. In Konsequenz: Wirklichkeit ist das, was wir aus ihr machen.
Jeder konstruiert sich seine eigene Realität. Das ist fundamental für das Empfinden und Auslösen von Freude und Leid, aber auch eine wichtige Erkenntnis für den Aufbau und die Pflege einer Marke.
Und sehr oft ist auch die sogenannte Lösung das eigentliche Problem – wie bei den „verscheuchten Elefanten“ auch das eine überaus wertvolle Erkenntnis in Entwicklungs-und Inn0vationsprozessen.
Die 5 Axiome menschlicher Kommunikation
Das 1. Axiom
Auch wer nicht redet, kommuniziert. Mit Mimik und Gestik.
… und dies auch, wenn er alleine ist.
„Wir sind wie eingesponnen in Kommunikation; selbst unser Ich Bewusstsein hängt … von Kommunikation ab. … und [wir] sind doch – oder gerade deshalb – fast unfähig, über Kommunikation zu kommunizieren.“
Paul Watzlawick, Menschliche Kommunikation, S. 42 f.
Das 2. Axiom
…. wobei Letzterer den Ersteren bestimmt.
In jeder Kommunikation gibt es eine Sachebene und eine Beziehungsebene. Dabei handelt es sich um ein „Eisbergmodell“, d.h. 20% sind Sach- und 80% Beziehungsebene. Letztere liegt „unter dem Wasserspiegel“ und ist umso gefährlicher, denn sie ist entscheidend in der menschlichen Kommunikation.
Hinweis: Die Forderung eines Gesprächspartners, „sachlich zu bleiben“, ist schon deswegen verdächtig, weil es eigentlich um die Beziehungsebene geht.
Das 3. Axiom
„Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“
- Jeder Teilnehmer einer Interaktion gibt der Beziehung eine Struktur.
- Auf jeden Reiz folgt eine Reaktion (Verhaltenskette).
- Jeder Reiz ist zugleich auch Kommunikation, da eine Kommunikation kreisförmig verläuft.
- Es gibt keinen Anfangspunkt.
Ein „Teufelskreis“ entsteht, wenn einer der beiden Kommunikationspartner annimmt, dass der andere die gleichen Informationen besäße wie er selbst.
Ein simples Beispiel: Ein Unternehmen preist in einer Aussendung an die Presse ein Produkt an, der Journalist denkt, ich lass mich nicht instrumentalisieren und schreibt nicht darüber.
Das Unternehmen preist in seiner Aussendung an die Presse … usw.
Das 4. Axiom
„Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten.“
Mit digital und analog sind hier nicht Technologien oder Medien gemeint, sondern die verbale (= digitale) und die non-verbale (= analoge) Kommunikation.
Im physischen Kontakt: Man lügt zwar mit Worten, aber nicht so leicht mit den Augen und der Stimme.
„Fake News“ haben das Problem oberflächlich nicht, weil die körperlichen Reaktionen nicht unmittelbar „mitgelesen“ werden können. Das gilt auch für die in den Social Media geteilten Kurzvideos und die ganze Palette der Emojis. Auch sie stellen keinen unmittelbaren emotionalen Austausch dar.
Das 5. Axiom
Es bedeutet: „Gegensätze ziehen sich an“ (komplementär) oder: „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ (symmetrisch).
In der komplementären Kommunikation gibt es immer einen Überlegenen und einen Unterlegenen, während die symmetrische Kommunikation „auf Augenhöhe“ stattfindet.
In der komplementären Kommunikation bedingen sich die Beteiligten wechselseitig und ergänzen sich. Das System funktioniert solange es auf Gegenseitigkeit beruht.
In der symmetrischen Kommunikation kann ein Partner es darauf anlegen, den anderen (gleichwertigen) Partner auszustechen. Das Ergebnis sind dann zwei Egomanen auf Augenhöhe.
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